Deutsche Olympisches Jugendlager 2022

Am Deutschen Olympischen Jugendlager 2022 nahmen fünf HockeyspielerInnen aus fünf verschiedenen Bundesländern teil – die DSC-Hockeyspielerin und Co-Trainerin Malin Baumbach  war eine von ihnen. Was sie erlebt hat, erzählt sie uns hier: 

 

Ein Erfahrungsbericht von Malin Baumbach

"Das Jugendlager wurde entwickelt, um NachwuchssportlerInnen und Engagierte im Sport zu motivieren, am Sport zu bleiben, olympische Werte wie Fairplay, Frieden und Völkerverständigung zu vermitteln, aber auch, um die Auseinandersetzung mit dem Leistungsgedanken zu fördern. Dabei sollen sie MultiplikatorInnen und Vorbilder für andere Sporttreibende sein.

 

Ich war eine der 40 Teilnehmenden im Alter zwischen 16 und 19 Jahren, die am Jugendlager teilnehmen durften.

 

Eigentlich war das Deutsche Olympische Jugendlager 2022 vom 03.02.22 bis zum 16.02.22 geplant. Anstatt nach China zu fliegen und vor Ort mit dabei zu sein, erreichte uns im Oktober letzten Jahres die Nachricht, dass wir nicht nach Peking fliegen werden, da zu den Spielen keine Zuschauer zugelassen sind. Doch die tröstende Nachricht war, dass es eine Alternativveranstaltung in Deutschland im bayrischen Bischofsgrün geben wird. 


Zu Anfang war ich noch sehr traurig darüber, aber je näher die olympischen Spiele rückten, umso mehr habe ich mich auch auf das Jugendlager in Deutschland gefreut. Bei einem Online-Kennenlernen im Dezember habe ich schon mal einen ersten Eindruck von den anderen Teilnehmenden bekommen und hab mich danach umso mehr gefreut.

 

Als es dann am 3. Februar endlich losging und ich schon im Zug die ersten Teilnehmenden aus NRW kennenlernen durfte, war mir klar, dass zehn tolle Tage vor mir liegen. Dieser Eindruck hat sich nur weiter bestätigt, als wir dann am Bahnhof alle anderen Teilnehmenden kennenlernten und im Bus auf dem Weg zur Unterkunft schon super Stimmung herrschte und alle gemeinsam gesungen haben.

 

In Bischofsgrün wartete schon das nächste Highlight auf uns, wir bekamen Teile der offiziellen Olympia-Einkleidung der AthletInnen aus Peking, damit wir auch aus der Ferne Team D unterstützen konnten. Nach einigen Kennenlernspielen und organisatorischen Dingen saßen wir direkt am ersten Abend noch lange zusammen und unterhielten uns über verschiedenste Sportarten, Wettkämpfe, Olympia und andere Dinge.

 

Allgemein hatten wir ein sehr volles Programm, haben aber so oft es ging zusammengesessen und Team D bei den Spielen angefeuert und mitgefiebert. Durch die Zeitverschiebung war das nicht immer so leicht, sodass wir öfters freiwillig auch mitten in der Nacht aufgestanden sind, um unseren LieblingssportlerInnen zuzuschauen.

Aber wir waren selbst auch sportlich sehr aktiv, jeden Morgen gab es ein organisiertes Frühsportprogramm, von Rumpftraining über Fußball bis hin zum Yoga war alles dabei. Wer dort nicht mitmachen wollte hatte diverse Sportgeräte zum eigenen Training zur Verfügung, oder aber konnte sich einer der Laufgruppen anschließen und sich so morgens vor dem Frühstück sportlich betätigen. Außerdem waren wir an einem Tag alle gemeinsam Eislaufen, zu Beginn hatten die „Nicht-EissportlerInnen“ etwas Angst, doch alle EiskunstläuferInnen und Shorttrackerinnen waren sehr hilfsbereit und haben uns unter anderem probiert Pirouetten beizubringen. 

Eine weitere sportliche Aktivität war die Schneeschuhwanderung auf den Ochsenkopf mit einem Bergführer bei der wir quer durch den Wald laufen durften und so einige Wettkämpfe in Schneeschuhen durchführen konnten. Bei der Wanderung zur örtlichen Skisprungschanze konnten wir sogar die Schanze hochklettern und auf dem Aufsprunghang hinunterrutschen. Ein weiteres Highlight war die Schneeballschlacht auf dem Gelände unserer Unterkunft, dem neuen BLSV Sportcamp Nordbayern, bei der es „Alle gegen das Leitungsteam“ hieß. Nach zwei Stunden im Schnee waren wir alle erschöpft und froh, dass ein warmes Mittagessen auf dem Plan stand.

Neben vielen sportlichen Aktivitäten hatten wir auch die Möglichkeit mit unterschiedlichsten FunktionärInnen des Sports zu sprechen. So konnten wir uns mit Thomas Weinkert und Miriam Welte, dem Präsidenten und der Vizepräsidentin des DOSBs unterhalten. Mit Lenka Diesntbach Wech, einer ehemaligen Athletin und jetzt Mitglied des IOCs haben wir insbesondere kritisch über die Vergabe der Olympischen Spiele nach China bzw. Peking gesprochen. Außerdem gab es einen digitalen Austausch mit Lena Schöneborn, sie ist ehemalige Fünfkämpferin und jetzt bei Adidas vertreten. Sie konnten wir über ihre Meinung zur Zukunft des modernen Fünfkampfes ausfragen und zusätzlich haben wir über die offizielle Olympia-Einkleidung gesprochen.

 

Ein weiterer Gast im Jugendlager war die Präsidentin der DOA, Gudrun Doll-Tepper, die sich auch viel für Inklusion im Sport und insbesondere die Special Olympics einsetzt. Ein weiterer sehr interessanter digitaler Austausch war der mit den SchülerInnen der Deutschen Schule in Peking. Sie konnten uns von ihrem Alltag in Peking erzählen und wie sich dieser evtl. durch die Olympischen Spiele auch verändert hat. Ein anderes wichtiges Thema, insbesondere durch die Olympischen Spiele, sind die Menschenrechtsverletzungen in Peking. Dazu haben wir mit Wolfgang Büttner von der Human Rights Watch gesprochen und konnten ihn alles mögliche zu dem Thema fragen.

Ein Tag war für die TeilnehmerInnen besonders interessant. Der Thementag China. An diesem Tag waren Truc Nhu und Haojun Thuo zu Gast. Truc Nhu hat mit uns einen Workshop zur Sprache und Schrift Chinas gemacht und wir konnten uns selbst Schriftzeichen ausdenken und später haben wir auch die wichtigsten Wörter und Sätze gelernt. Nachmittags ging es dann mit Haojun Thuo sportlich zu. Er ist mehrfacher Weltmeister in Chinas traditioneller Sportart Kung Fu bzw. Wushu. Er hat uns zuerst etwas aus seinem Leben erzählt und danach durften wir uns selbst daran ausprobieren, sodass am Ende alle eine Schrittabfolge konnten und wir miteinander „kämpfen“ durften.

 

 

Leider wurde das Jugendlager in Bischofsgrün aufgrund einiger Coronafälle frühzeitig abgebrochen. Umso mehr habe ich mich dann aber über die Einladung zum offiziellen Nachtreffen vom 13. bis zum 15. Mai in München gefreut.

 

 

Dort kamen über 30 TeilnehmerInnen des Jugendlagers zusammen und wir konnten auch die TeilnehmerInnen des Olympischen Jugendlagers aus Tokio 2020 kennenlernen, da diese zeitgleich ihr offizielles Nachtreffen hatten. 

In München haben wir neben der Besichtigung des Olympiaparks und einer Zeltdachtour auch eine Gesprächsrunde mit Dajana Eitberger gehabt. Sie hat bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang Silber im Rennrodeln gewonnen und hatte ihre Medaille auch dabei, sodass wir uns diese anschauen durften.

 

Ein weiteres Highlight war der Bericht von Johanna Rechtenwald über die Paralympics 2022. Sie war selbst Teilnehmerin des Olympischen Jugendlagers Tokio 2020 und qualifizierte sich 2022 mit erst 20 Jahren erstmals für die Paralympischen Spiele im Para- Ski Nordisch.

 

 

Ebenfalls haben wir mit Illona Gerling und Volker Stürzer gesprochen, die beiden haben 1972 am Olympischen Jugendlager teilgenommen und uns von ihren Erfahrungen damals berichtet. Mit Marion Schöne, der Geschäftsführerin des Olympiaparks, hatten wir einen interessanten Workshop über Olympische Spiele in Verbindung mit Nachhaltigkeit und die European Championships 2022, die im Sommer in München ausgerichtet werden.

 

Ein weiterer Gast war nochmals Gudrun Doll-Tepper, die uns das gesamte Wochenende begleitet hat und uns viel über Engagement im Sport, insbesondere in der DOA berichten konnte. Zum Abschluss des Nachtreffens wurde noch ein Barcamp organisiert, in dem wir als Teilnehmer die Themen behandeln konnten, die uns besonders beschäftigten. So haben wir beispielsweise über die Verbindung von Leistungs- und Breitensport, Freiwilligendiensten im Sport, Prävention sexueller Gewalt und Integration im Sport.

Abschließend kann man sagen, dass wir eine sehr schöne Zeit hatten und auch wenn das Jugendlager leider aufgrund von Corona frühzeitig abgebrochen werden musste wir vieles erlebt haben und sich enge Freundschaften gebildet haben. Ich könnte gar nicht genau sagen was genau mein Highlight war, denn wir haben super viele tolle Sachen unternommen.

 

Ich glaube die gemeinsame Zeit und das gemeinsame Brennen für den Sport kann man sonst nur selbst auf den Olympischen Spielen so erleben, daher kann ich das Deutsche Olympische Jugendlager für alle nur weiterempfehlen. Ihr werdet dort eine unvergessliche Zeit haben, viele neue Sachen kennenlernen, an Persönlichkeiten herankommen, mit denen man sonst nie die Chance hat zu sprechen, die SportlerInnen der Zukunft kennenlernen und viele neue Freunde finden."

Text: Malin Baumbach, DSC 99

Fotos: Kai Peters