Jolo Schmitz ERINNERT sich...


Matthes MAuRiTZ & Otto Stuhldreier: Wie das damals mit uns so im 99 war

Die beiden, mittlerweile in Ehren ergrauten, verdienten Düsseldorfer Allround-Sportler haben wir dazu überreden können, uns während eines Arbeitsessens doch einige Dönekes über ihre Zeit beim DSC zu erzählen. Was man vorweg sagen muß, ist die Tatsache, daß beide Zeit Ihres Lebens (natürlich erst seit sie sich kennen lernten) gute Freunde geblieben sind und das trotz mancher sportlicher Rivalität. Als wir nun schon weit über das Hauptgericht hinweg waren, hatten wir außer den Tagesaktualitäten (meistens Sport, auch FORTUNA) noch gar nichts von unserem eigentlichen Ansinnen, etwas über die Zeit beim DSC zu erfahren erledigt. Doch dann ging es langsam los. Da Matthes bislang am meisten geredet hatte, fangen wir mit dem Älteren der beiden an.

 

Otto, als Kind im Zooviertel beheimatet, spielte mit Klassenkameraden und Freunden fast täglich auf Grünflächen im Düsseldorfer Zoo, der damals noch Tiere beheimatete, mit Krückstöcken, ‘Dachlattenschlägern’ oder Opa’s ausgedientem Spazierstock „Hockey“. Eines Tages schaute ein Herr namens Fritz Brockhorst, der dem DSC angehörte,  interessiert zu und fragte die ganze Bande, ob sie nicht mal richtig Hockey spielen wolle. Nicht lange überlegt, und schon hatte der DSC 35 Jugendliche mehr in der Hockey Abteilung, die sich damals auch schon auf der Altenbergstraße befand. Nicht genug damit, kamen auch 1 Woche später die Freundinnen der Jungen zum Hockeyspielen in den Club. Dort trafen sie auch unter anderem auf die Gebrüder Budinger und andere, die den Weg zur Altenbergstraße gefunden hatten.

 

Matthes, der in der Gegend des Club’s wohnte, stieß 2 Jahre später auf diese Gruppe, als er durch Addi Rübel etwas vom Hockey erfahren hatte. Natürlich ließen solche hocherfahrenen Cracks  nicht gleich einen solchen Anfänger mitspielen, und so begnügte sich Matthes mit dem Holen von Bällen, die neben das Tor gehauen wurden. Was den Jungen auffiel, war die enorme Geschwindigkeit, mit der die Bälle zu ihnen zurück kamen, soll heißen, M.M spielte zum ersten Mal seine Geschwindigkeit aus, die er im Leichtathletiktraining weiter ausbaute. Da in den politischen Gegebenheiten dieser Zeit es mehr Gau- u. Gebietsmannschaften als Vereinsmannschaften gab, wurde die Jugendmannschaft des DSC 99 einfach der Gau Düsseldorf. Als solche Mannschaft wurde in Breslau die Deutsche Meisterschaft errungen. In dieser Mannschaft befanden sich die schon oben erwähnten Spieler alle wieder und auch Matthes kam, als einmal hoch geführt wurde, zu seinem Einsatz. Anschließend war er natürlich in den Kreis der Hockeyspieler aufgenommen.

 

An ein doch eher makabres Ereignis im Jahre 1941 erinnert sich Matthes recht ungern. Anläßlich eines Spiels um die deutsche Jugendmeisterschaft in Koblenz wurde zur Abkühlung nach dem Spiel ein Bad im nahegelegenen Rhein genommen. Matthes, der soswieso als ‘tollkühner Schwimmer’ gilt, bekam dabei in beiden Beinen einen Krampf und drohte zu ertrinken. Sein lautes Schreinen nach Hilfe wurde von den anderen als Blödsinn gedeutet. Nur Peter Budinger erkannte den Ernst der Lage und hat ihn unter großen Mühen wieder an das rettende Ufer gebracht. 

 

So ganz nebenbei wurde erkannt, daß auf den angrenzenden Tennisplätzen Geld zu verdienen war. Balljungen waren gefragt und gut bezahlt. Otto (allerdings bei Rot-Weiß) verdiente 25  Pfennig die Stunde, Matthes tat es für etwas weniger, nämlich für 20 Pfennig, aber er war auch bei einem nicht so berühmten Club ‘unter Vertrag’. Er las auf Plätzen hinter der elterlichen Backstube bei einem Club namens Schwarz-Weiß (gibt es nicht mehr) Bälle auf. Dabei wurde er immer rasch gewarnt , wenn seine Mutter auftauchte, denn für diesen ‘Beruf’ des Balljungen hatte sie kein Verständnis und sagte immer: “Für diese Ar...... hebst du keine Bälle auf“. Daß Ungehorsam manchmal zum Erfolg führt, beweist das spätere Endergebnis.

 

Zum Tennis fanden die beiden durch einen großzügigen Mäzen vergangener Jahre, der vielen Jungen und Mädchen den Weg ebnete, auch einmal das Tennisspielen versuchen zu können: Herbert G. Schmidt. Er fragte immer so ganz nebenbei, warum man es nicht mal probieren wolle mit dem weißen Filzball. Der springende Punkt war bei den meisten Jugendliche das fehlende Geld, was er aber meist mit dem Satz quittierte: “Laß das mal meine Sorge sein. Besorg’ dir ein paar weiße Schuhe, ein paar weiße Socken, eine weiße Hose, ein weißes Hemd hast du ja schon, für Schläger und Trainer ist gesorgt, also los.“ Bei Otto und Matthes waren es als Trainer die Gebrüder Brink. Sie hatten Spaß an der Freud’ und wurden als sehr talentiert beurteilt und gefördert. So begann für beide eine  sehr erfolgreiche Tenniskarriere.

 

Nach dem 2. Weltkrieg fanden sie unsere Tennisanlage durch Bombentreffer zerstört vor, und um Tennis zu spielen, schlossen sie sich dem TC 13 am Zoo an. Nach der Aussage beider ebenfalls eine tolle Zeit. Da alle Düsseldorfer Tennis Cracks der damaligen Zeit im TC 13 spielten, war an geeigneten Gegnern kein Mangel, solange, bis der Vorsitzende Herzog bei der Vorsitzenden-Wahl mit einer Stimme unterlag. Sie gingen zurück zum DSC mit Hugo Budinger, Alten, Deckers , Trude u. Fritz Ordemann und etlichen anderen.

 

Als ein erstes sportliches Glanzstück wurde einhellig eine Begebenheit erwähnt, die sich allerdings schon 1951 abspielte, als sie dem Jugendalter entwachsen waren, und heute aus mehreren Gründen undenkbar wäre:

 

Samstag:

Otto - mit der I.  Spiel zur Deutschen Hockeymeisterschaft

Matthes - Aufstiegsspiel mit Fortuna in die damalige Oberliga West gegen Marathon Remscheid  gewonnen.

 

Sonntag Vormittag:

Otto & Matthes spielen Hockey um den Einzug ins deutsche Finale gegen Raffelberg in Mülheim (leider 1:2 verloren)

 

Sonntag Nachmittag:

Tennisspiel in Krefeld um den Aufstieg in die Niederrheinliga für Mannschaften, was auch geschafft wurde .

 

Eine lustige Geschichte, während des damaligen internationalen Tennisturniers im Rochusclub, war eine Begebenheit, die sich während eines Doppels zutrug, und in lebhafter Erinnerung geblieben ist. M.Mauritz/O.Stuhldreier als Stadtgrößen hatten auf dem M-Platz gegen Jean Borotra (Tennislegende der 3 Musketiere aus Frankreich) und Lenard Bergelin (Schweden u. Nr. 2 der Welt) anzutreten. Auf den gut gefüllten Rängen machte sich, weniger über das Spiel der vier, als über die überaus schlechte Schiedsrichterleistung Unmut breit. Pausenlos verzählte sich der gute Mann. Als er nun bei einem Vorteil der Düsseldorfer ‘Einstand’ schiedste, ging wieder ein Raunen durch die Menge. Er bemerkte seinen Irrtum mit den Worten (über Mikrofon):“ Dem Schiedsrichter ist etwas Menschliches passiert,...“, und wollte gerade zur Korrektur des Ergebnisses schreiten, als eine laute, tiefe Baßstimme aus der letzten Reihe rief: “ Auch das noch!“. Ob des aufkommenden Gelächters war für einige Zeit an ein Weiterspielen nicht zu denken.

 

Als Preise, bei den damals in der Gegend ausgespielten Turnieren, gab es für den Sieger keine Dollars oder DM, sondern allenfalls Sachpreise. Man mußte ja auch an den Amateurstatus denken. So war bei einem Turnier in Leverkusen ein hübscher Tenniskoffer, wie man ihn damals so trug, zu gewinnen. Beiden gefiel das Ding und somit war für das Endspiel die richtige Motivation gegeben. Matthes gewann nach zähem Ringen den ersten Satz 6:4 . Auch im zweiten sah es für ihn nicht schlecht aus, denn er hatte plötzlich zwei Matchbälle. Ob nun nervös geworden ob des bevorstehenden Sieges, er vergeigte die Matchbälle, verlor den Satz 7:9 und mußte sich auch noch beim nächsten Wechsel von Otto anhören:“ Jetzt hast du dran gerochen, nach Düsseldorf tragen kannst du ihn auch noch, aber gewinnen werde ich das Ding.“. So ist es letztendlich dann auch gekommen.

 

Matthes gefiel der Koffer jedoch so gut, daß er sich ebenfalls ein solches Gerät zulegte oder schenken ließ, und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Internationales Turnier in Velbert mußte Otto gegen den ‘frischen’ Wimbledonsieger Joroslaw Drobny antreten und Matthes war erst zum Abend angesetzt. Sie trafen sich im Club, um sich noch etwas einzuschlagen. Beim gemeinsamen Mittagessen wurde wie immer geflaxt und man kam überein, wenn Otto einen Satz gegen Drobny gewinnen würde, bekäme er von Matthes 100 Liter Bier. Man verabredete sich  für abends in Velbert und nahm den Koffer und brauste los. Beim Umziehen bemerkte Otto, daß er den falschen Koffer gegriffen hatte. Er mußte in den Klamotten von Matthes antreten, die für den Otto nicht gerade maßgeschneidert waren und etwas locker um den Körper baumelten. Viel schlimmer war jedoch das Problem mit dem Schläger. Viel zu weich, wie Otto behauptete, aber es ging. Als Matthes auf die Anlage kam, hatte Otto gerade den ersten Satz gewonnen, und er hörte den Veranstalter jammern: „Der Stuhldreier wird uns doch wohl nicht unser Zugpferd schlagen.“  Er tat es nicht, hat aber ganz toll gespielt und seine 100 Liter gewonnen. Böse Zungen behaupteten, Matthes habe den Koffer extra vertauscht, um mit den 100 Litern ganz sicher zu gehen, denn verloren hat er noch nie gerne.

 

Die Olympischen Spiele in Melbourne 1956 wurde von 3 DSCern besucht. Einer davon war der leider allzu früh verstorbene Wolfgang Lencer, seines Zeichens Sport-Journalist und auch ein ausgezeichneter Tennisspieler für unseren Club. Er schrieb damals in einer Art Glosse: Der DSC hatte drei Olympiafahrer:  Wolfgang Lencer als Schreiberling, Hugo Budinger als Sportler und Matthes Mauritz als Meineidschwörer (Fußballamateur). 

 

Wie geht das alles zu Ende? Otto wurde, um Geld zu verdienen, in anderen Club’s Tennis u. Hockeylehrer, also Profi nach den damaligen Bestimmungen. Matthes zog es zu alten Freunden, die ausnahmslos im DSD Tennis spielten, zurück.

 

Noch beim Kaffee nach vier Stunden hört man sie schwärmen: „Wir wären um eine ganze Menge Erlebnisse und Bekanntschaften ärmer, hätten wir nicht eine so tolle Zeit im 99 gehabt.“ Beide sind ihr Leben lang Freunde geblieben, daran hat auch das Betreiben eines Sportgeschäftes, das heute noch ihren Namen trägt, nichts ändern können. Heute sind beide dem Golf-Bazillus verfallen und machen die Plätze in ganz Europa unsicher.

 

von Dietmar Kehrein / Jolo Schmitz

Jolo Schmitz, geboren im Jahr 1939, ist seit 65 Jahren DSC-Mitglied, spielte über 50 Jahre lang aktiv Hockey und Tennis im Verein und hat so einiges miterlebt... Er ist Ehrenmitglied und man kann ihn mit Fug und Recht als DSC-Urgestein bezeichnen. 

 

An dieser Stelle schreibt er über besondere Erlebnisse und sportliche Erfolge aus seiner langen DSC-Vergangenheit.

 

Wir danken ihm, dass er diese Erinnerungen mit uns teilt!